Gestern fand in Berlin ein Fachgespräch zu dem Thema „Wolf und Herdenschutz – Suche nach konstruktiven Lösungsansätzen“ statt. Hierfür hatte der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Experten eingeladen. Die Bundestagsabgeordnete Silvia Breher zieht Bilanz und fordert die Länder zu einem proaktiven Management auf.
„Parallel zur Zunahme der Wolfspopulation, kann man die Auswirkungen für unsere Kulturlandschaft deutlich wahrnehmen: Die Konflikte mit Wild- und Weidetieren, aber auch Menschen nehmen zu.
Nicht nur in Niedersachsen treten immer wieder Probleme auf. Jüngst wurden Schafsherden im Biosphärenreservat in der Oberlausitz bei Niesky sowie in Blankenhagen in Mecklenburg-Vorpommern getötet. Das Ausmaß: 40 tragende Tiere bzw. 20 Schafe wurden getötet. Noch liegt kein genetischer Nachweis vor, dass der Wolf der Übertäter war. Neben der emotionalen Belastung, beinhaltet jeder Übergriff auch eine existenzbedrohende Belastung für jeden Weidetierhalter. Deshalb muss eine Beweislastumkehr herbeigeführt werden. Die Weidetier-halter benötigen neben der finanziellen Unterstützung für die Herdenschutzmaßnahmen vor allem im Schadensfall umgehend und unbürokratisch eine finanzielle Entschädigung und Beratung. Ansonsten werden in naher Zukunft immer mehr Weidetierhalter aufhören. Die Kleinen haben schon das Handtuch geworfen“, schildert Silvia Breher.
„Mit der Rückkehr des Wolfes in unsere Kulturlandschaft benötigen wir eine ganzheitliche Betrachtungsweise, die neben dem Artenschutz auch die berechtigten Interessen der Anwohner in ländlichen Gebieten, der Weidetierhalter und Landwirte gleichermaßen berücksichtigt. Das ist auch in dem gestrigen Gespräch deutlich geworden. Viele Weidetierhalter haben sich auf die neue Situation eingestellt und versuchen ihre Tiere bestmöglich zu schützen. Das ist aber weder in allen Regionen Deutschlands, noch für größere Tieren wie Rinder oder Pferde möglich. Deshalb stellt der Herdenschutz eine Maßnahme dar, aber genauso wichtig ist ein bundeseinheitlicher und damit gleichzeitig ein rechtssicherer Kriterienkatalog, wie die Bundesländer mit Wölfen umgehen, die dort auftauchen, wo sie nicht erwünscht sind. Dafür ist ein proaktives Wolfsmanagement mit aktivem Herdenschutz, also auch Vergrämung, zwingend erforderlich. Dazu gehört auch, dass Voraussetzungen für eine Schutzjagd, also Entnahme von Wölfen, die auffällig werden und Herdenschutz überwinden, schnellstmöglich definiert und jagdrechtlich sicher umgesetzt werden müssen“, so Silvia Breher abschließend.